MARRAKESCH

Für immer bleiben? Das war nie der Plan. Aber sich verlieben? Warum nicht! Mit Spannung und voller Erwartungen machen wir uns auf den Weg: Eine 14-köpfige Reisegruppe, die an einem Dienstagmorgen nonstop nach Marrakesch fliegt.

Kurz nach Mittag erreichen wir die „rote Stadt“. Der Flug vergeht wie im Nu – jeder der Mitreisenden erzählt von seinen eigenen Erwartungen und Vorstellungen. Spannend, ob all diese individuellen Wünsche auf einer Gruppenreise zusammenpassen?

Die Antwort: ein klares Ja! Dank perfekter Organisation, eines abwechslungsreichen und zugleich entspannten Programms, wunderschöner, authentischer Unterkünfte und einer Reiseleitung, die uns viel Raum für Individualität lässt, aber stets mit dezenter Unterstützung zur Seite steht. Jederzeit wieder mit dieser kleinen, feinen Reiseagentur – Chapeau!

Unser Hotel, ein traditioneller Riad im Kashbah-Viertel, liegt hinter den massiven Stadtmauern Marrakeschs, ganz in der Nähe des Königspalasts und nur einen kurzen Spaziergang vom berühmten Platz „Djemaa el Fna“ entfernt. Unser Fahrer navigiert sicher durch das Gewirr der engen Gassen, vorbei an geschäftigen Händlern und belebten Plätzen. Schließlich hält er vor einer unscheinbaren Tür – unscheinbar, doch was sich dahinter verbirgt, übertrifft jede Erwartung.

Ein Riad, traditionell mit einem grünen Innenhof oder Garten, empfängt uns mit moderner Eleganz und marokkanischem Charme. Der Innenhof ist eine Oase der Ruhe, die das lebhafte Treiben der Stadt außen vor lässt. Unter schattigen Bäumen genießen wir Tee und Datteln, der Swimmingpool bietet willkommene Erfrischung, und bequeme Loungemöbel laden dazu ein, die köstlichen marokkanischen Häppchen zu probieren. Die Zimmer, liebevoll im orientalischen Stil eingerichtet, strahlen Geborgenheit und Luxus aus.

Dieser Riad wird für die nächsten Tage unser Zuhause – weit schöner, als wir es uns je erträumt hätten! Gemeinsam machen wir uns auf den Weg zum „Platz der Gaukler“. Schon nach wenigen Schritten tauchen wir ein in eine uns völlig neue Welt, die uns in ihren Bann zieht und voller Überraschungen steckt.

Eine Reise, die weit mehr war als nur ein Trip – ein Eintauchen in eine faszinierende Kultur, ein Stück neu entdeckter Lebensfreude und ein unerwartetes Verlieben in die Magie von Marrakesch.

Fremde Klänge und intensive Düfte umhüllen uns – fremdartig, aber keineswegs bedrohlich. Überall begegnen uns freundliche Gesichter, die die pulsierende Atmosphäre dieser Stadt prägen.

Marrakesch beeindruckt als eine Stadt, die nicht nur lebendig, sondern auch auffallend sauber und einladend ist. Während wir uns durch die Straßen bewegen, nehmen wir bewusst Umwege in Kauf. Schließlich geht es hier um mehr als nur das Ziel. Gegenüber einer Moschee, umgeben von plätschernden Brunnen, entdecken wir ein kleines, authentisches marokkanisches Restaurant. Spontan entscheiden wir, den Abend dort ausklingen zu lassen. Von der Dachterrasse werden wir sicher einen fantastischen Blick auf den belebten Platz genießen.

Wir setzen unseren Weg fort und stehen schließlich vor dem „Djemaa el Fna“, dem „Platz der Gaukler“ – weitläufig und eindrucksvoll. Einst als „Platz der Geköpften“ bekannt, ist er heute das pulsierende Herz Marrakeschs und Schauplatz vieler berühmter Filme. Hier buhlen seit Generationen Schlangenbeschwörer um die Aufmerksamkeit der Touristen, stets wachsam über ihre Tiere. Mutige lassen sich eine „giftige“ Schlange um die Schultern legen – ein unvergessliches Fotomotiv gegen eine kleine Spende.

Mich faszinieren vor allem die unzähligen Stände der Händler und Bauern, die alles anbieten, was das tägliche Leben braucht – und vieles, was es nicht braucht. Sogar Zähne und Gebisse kann man hier erwerben.

Mit der Dämmerung verwandelt sich der Platz auf wundersame Weise. Die Marktstände verschwinden, und an ihrer Stelle erleuchten tausende Glühbirnen die improvisierten Garküchen. Mit lautstarkem Charme laden die Köche zum Verweilen ein, aber wir haben andere Pläne.

Am nächsten Morgen begrüßt uns Bahir, unser Stadtführer, strahlend. Er freut sich darauf, uns nach langer Zeit wieder in deutscher Sprache durch Marrakesch zu führen. Die Sonne begleitet uns auf unserer Tour zu den historischen Sehenswürdigkeiten der Stadt: dem prächtigen Bahia-Palast, den geheimnisvollen Saadier-Gräbern und der beeindruckenden Koutoubia-Moschee. Bahir führt uns gekonnt und vermittelt Fakten und Anekdoten auf eine angenehm zurückhaltende Art. Besonders gern zeigt er uns die quirligen, engen Gassen und Plätze abseits der Touristenpfade.

Schließlich erreichen wir den großen Souk, ein Labyrinth aus Gewürz- und Lederständen – nur zwei der vielen faszinierenden Märkte, die darauf warten, entdeckt zu werden.

Den freundlichen Händlern standhaft widerstehen? Gar nicht so einfach! Feilschen macht so viel Spaß, und wenn am Ende beide Seiten zufrieden sind, habe ich mein Ziel erreicht – und ich bin es!

Marrakesch ist laut, lebendig und schrill, aber auch voller Ruhe, Schönheit und Natur. Zu den bekanntesten Oasen gehören der Jardin Majorelle und die Anima Gärten, ein noch weitgehend unbekannter Geheimtipp vor den Toren der Stadt.

Diese Zufluchtsorte sind nicht nur Rückzugsräume, sondern auch Quellen der Inspiration. In den 1980er Jahren erweckte der legendäre Modeschöpfer Yves Saint Laurent den Jardin Majorelle, ursprünglich vom französischen Künstler Jacques Majorelle geschaffen, aus seinem Dornröschenschlaf. YSL, der Marrakesch als seine zweite Heimat betrachtete, begründete hier auch seine einzigartige Sammlung zur Geschichte und Kultur der Berber.

Unter schattigen Bäumen finde ich auf den Bänken eine Gelegenheit zum Verweilen. Ich lasse die beeindruckende Vielfalt der Pflanzen und Bäume auf mich wirken, versinke im intensiven Majorelle-Blau der Tongefäße und Mosaikbrunnen. Diese Umgebung fühlt sich behütet und fast schon privat an.

Ganz anders der weitläufige Garten des André Heller: Anima – Le Retour du Paradis. Bereits beim Betreten durch ein schweres Holztor fühle ich mich in eine andere Welt versetzt. Hohe Palmen, mächtige Kakteen, Bambuswälder, bunte Keramiken, Skulpturen und ein Berberzelt auf einem Hügel – hier öffnet sich an jeder Ecke eine neue Überraschung und ein neuer Blickwinkel. Ein faszinierendes Paradies, wie es sich Heller erträumt hat.

Ich nutze auch die Chance, in die Geheimnisse der marokkanischen Küche einzutauchen. Besonders die Zubereitungen in der Tajine, dem traditionellen Tongefäß der Marokkaner, begeistern mich. Die richtige Mischung der Gewürze ist die Kunst. Im Garten des AMAL wird uns ein köstliches Mahl serviert. Kaum zu glauben, dass ich das selbst gekocht habe! Begeistert kaufe ich in einer Töpferei eine original marokkanische Tajine – einzigartig, versteht sich.

Sollte mein Tajine-Experiment zu Hause nicht gelingen, habe ich einen guten Grund, wiederzukommen. Und das werde ich definitiv tun, denn ich habe mich verliebt.

Marrakesch –

ein wahres Märchen aus 1001 Nacht!